Über den Tellerrand schauen, eine neue Perspektive einnehmen, eine andere (Bildungs-)Kultur kennenlernen: das war für mich in der letzten Märzwoche dank einem Erasmus+-Programm möglich.

Eine Woche lang dufte ich Frau Anna Mahler – Bibliothekarin an der Deutschen Schule in Stockholm – bei ihrer Arbeit begleiten. Die Schule wurde 1612 von der Evangelischen Gemeinde Stockholm gegründet. Heutiger Träger ist der Deutsche Schulverein. Obwohl die Tyska Skolan eine Privatschule ist, wird kein Schulgeld erhoben. Finanziert wird die Schule mit deutschen und schwedischen Steuermitteln. Warum ausgerechnet Schweden? Seit 2011 ist im schwedischen Schulgesetz verankert, dass alle Schulen eine eigene Bibliothek haben müssen. Was kann also eine vom Gesetzgeber und der Gesellschaft gewünschte, professionell geführte Bibliothek für das Schulsystem leisten? Diese Frage fand ich spannend und ich wollte herausfinden, wie Bibliotheken und die Arbeit der Bibliothekar*innen in den Schulalltag integriert sind.

Ich wurde vom ganzen Kollegium und vor allem von Anna Mahler sehr herzlich aufgenommen. Von 8:00 bis 11:30 Uhr war ich in der Grundschule und in der dortigen Bibliothek, ab Mittag bis 15:00 Uhr in der Bibliothek des Gymnasiums.

Alle Grundschulklassen besuchen wöchentlich mit ihrer Lehrerin die Bibliothek. Lesen ist fester Bestandteil des Schulalltags. Vor den Vorschulkindern durfte ich eine Vorlesestunde abhalten. Die Kinder waren sehr aufmerksam, was vielleicht auch an dem Besuch der Tysk bibliotekarie gelegen haben mag. Am Gymnasium bietet Anna regelmäßig Bibliothekstage für die Schüler*innen an, bei denen z.B. Ausstellungen geplant oder über Neuanschaffungen diskutiert wird. Am Mittwoch lud mich Maria Backström in die Gärdesskolan ein. Dies ist eine kommunale Schule und Maria leitet hier als ausgebildete Bibliothekarin die Schulbibliothek.

Auch hier gibt es feste bibliothekspädagogische Programme, an denen alle Klassen teilnehmen. An der Gärdesskolan werden Kinder und Jugendliche vom Vorschulalter bis einschließlich Klasse 9 unterrichtet. Die Schule ist sehr gut ausgestattet und besonders beeindruckend fand ich das sehr schöne Personalzimmer. Hier trifft sich das Kollegium. Ein seit Jahren pensionierter Deutschlehrer kommt immer noch täglich an die Schule um seine Zeitung zu lesen und im Lehrerzimmer seinen Kaffee zu trinken. Kein Wunder bei Designmöbeln, Kaminfeuer auf Großbildschirm und echter Kunst an den Wänden. Ob in der Bibliothek oder im Lehrerzimmer, als Besucherin merkt man überall, dass Bildung in Schweden eben keine lästige Pflichtaufgabe, sondern eine absolute Priorität des Staates ist.
Das (leckere) Schulessen ist für alle kostenlos und es gibt täglich eine vegetarische oder vegane Alternative sowie ein Salatbüffet. Der Austausch mit meinen schwedischen Kolleginnen war sehr wertvoll und ich kam mit einem großen Sack neuer Ideen zurück.
Die Woche in Stockholm war also impulsgebend und bereichernd und ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance hatte, an einem solchen Programm teilzunehmen. Ein ganz großer Dank geht an Béatrice Kirschner und Katharina Benning für die tolle Unterstützung.

Gabriele Aichele


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