Oskar der Elchklönig in Överkalix

Mitte Dezember machte sich die zweite Erasmus+ Gruppe auf nach Kalix, in den Norden Schwedens. Frau Kirschner, Frau Illi, Frau Gütle, Frau Winkelmann und Frau Dreher begleiteten uns sieben Schüler auf dieser Reise.

Als wir am frühen Nachmittag im verschneiten Kalix ankamen, war es bereits dunkel: So dicht am Polarkreis ist im Winter nicht viel Tageslicht zu erwarten, außer ein paar Stunden Dämmerlicht um die Mittagszeit herum. Doch das macht nichts, denn die Schweden stellen in jedes Fenster verschiedene Lichter und gestalten die Dunkelheit so stilvoll, dass man sich geborgen fühlt.

Ich freute mich sehr, meine schwedischen Freundinnen wiederzusehen!

Den restlichen Tag verbrachten wir bei unseren Gastfamilien. Ein paar von uns gingen noch bowlen, was sehr lustig war.

Am nächsten Morgen war es stockfinster und es tobte ein bilderbuchreifer Schneesturm – mit Fernlicht ging es über die schneeweißen Straßen zur Schule. Dort trafen wir die polnischen, spanischen und natürlich schwedischen Jugendlichen zu einer schwedischen „Fika“: Mit Zimtschnecken und verschiedenen schwedischen Kuchen, Heidelbeersirup und Kaffee war es so richtig gemütlich. Genau wie in Danzig hatte ich auch hier das Gefühl, alle schon ewig zu kennen, da es so eine herzliche, offene Runde war.

Wir hatten an diesem Vormittag mehrere Workshops zum Thema „Cyberbullying“. Bevor alle Länder ihre ausgewerteten Statistiken zum Mobbing präsentierten, gab es in der Mensa Lachssuppe.

Ein besonderes Highlight an diesem Tag waren natürlich die „Food fair“-Spezialitäten, wo man typische Leckereien aus jedem der teilnehmenden Länder probieren konnte – von Rentier über Lakritze, „Vogelmilch“, Blätterteigtaschen, kandierten Mandeln, Chorizo und sauren Gurken bis hin zu Gummibärchen gab es wirklich alles.

Am Abend bereiteten wir gemeinsam die Zutaten für die Tacos vor und tanzten spanische, polnische und schwedische Volkstänze. Es war besonders schön zu sehen, wie die Bewegungen und die Musik uns verbanden! Um uns abzukühlen, rannten wir nach draußen und machten eine turbulente, wundervolle Schneeballschlacht auf dem Schulgelände.

Bei Kerzenschein, Tacos und schwedischem Schokoladenkuchen ließen wir den Abend ausklingen. Wir hatten super lustige Gespräche und Diskussionen auf Englisch. Der erste Tag war geprägt von Spaß, verschiedenen Kulturen, neuen Erkenntnissen und Begeisterung!

Am zweiten Tag brachen wir früh mit dem Bus nach Överkalix auf. Auf der Elchfarm angekommen begrüßten wir den Besitzer, der uns mit zu seiner kleinen Elchherde von sieben Tieren nahm. Es war wie im Märchen: Zwischen den verschneiten Tannen standen die mächtigen Elche, würdevoll mit ihren prachtvollen Geweihen und ihren großen, sanften Schnauzen zu uns blickend! Wir durften die beeindruckenden Tiere mit Karotten füttern und das borstige Fell streicheln. Einige trauten sich sogar den „Elchkönig Oskar“ zu küssen.

Nach diesem einmaligen Erlebnis fuhren wir mit dem Bus weiter durch das einsame Winterwunderland (die Straßen sind selten geräumt) in Richtung Norden nach Finnland. Immer wieder steht da mal ein Rentier im Wald.

In Rovaniemi am Polarkreis wohnt Santa Claus. Wir durften ihn treffen! Das Weihnachtsmanndorf „Santa Village“ war eine riesige Anlage voller amerikanischer und asiatischer Touristen und erschien mir sehr künstlich. Trotzdem war es toll, den Polarkreis zu überschreiten und diesen Tourismuszweig kennenzulernen.

In Schweden ist der 13. Dezember ein ganz besonderer Tag, da dort „Lucia“ das Licht bringt. Dieses Ereignis wird natürlich auch in der Schule gefeiert und wir durften dabei sein: Fast eine Stunde sangen unsere Austauschschüler die schwedischen Lucialieder in weißen Gewändern und bei Kerzenschein, es war eine wunderbare, melancholisch feierliche Stimmung.

Dass Cybermobbing leider keine Seltenheit ist, zeigte sich, als wir Fälle unserer Schulen präsentierten. Um diese in Zukunft zu vermeiden, arbeiteten wir gemeinsam an Lösungsansätzen zur Prävention von Cybermobbing.

Den Freitagabend werde ich nie vergessen: Fast die ganze Erasmus Gruppe ging Schlittenfahren: Wir hatten super viel Spaß, rutschten in langen Ketten auf dem Bauch den Berg hinunter und machten die ganze Zeit Witze. Ein Schwede lud anschließend alle zu sich ein, wir spielten bei ihm im Garten Eishockey und grillten Marshmallows. Seine Familie hatte ein riesiges Buffet voller schwedischer Spezialitäten aufgebaut. Wir versuchten, ein Pärchen zusammenzubringen und dann entstand tatsächlich eines ganz von selbst: Eine Schwedin und ein Spanier hatten schon die ganze Woche Augen füreinander gehabt!

Diese Gemeinschaft war einfach der Wahnsinn, so etwas kann man nur mit Erasmus erleben!

Am Samstag fuhren wir morgens nach Lulea und hatten ein wenig Freizeit, bevor wir in einem Aktivitätszentrum in Kleingruppen verschiedene Aufgaben in kleinen Räumen lösen mussten. Da war Teamwork sehr wichtig und gute Absprache.

Am letzten Tag durften wir morgens mit unseren Gastfamilien etwas unternehmen: Manche fuhren Schneemobil, andere machten eine Wanderung, bauten einen Schneemann oder gingen reiten.

Als wir uns dann in der Schule zum Verabschieden trafen, merkten wir alle, wie sehr die Gruppe doch zusammengewachsen war – mit manchen Europäern hatte ich mich so gut angefreundet, dass wir uns gar nicht mehr loslassen wollten!

Den letzten Abend verbrachten einige von uns bei einer Schwedin, um einen Film zu schauen, doch den Film ignorierten wir sehr schnell, da es noch so viel zu erzählen gab. Es war ein unbeschreiblich lustiger, schöner Abend, der viel zu schnell endete!

Wie sehr man sich mit den anderen europäischen Jugendlichen verbunden fühlt, ja wie ähnlich die Interessen sind, ist immer wieder beeindruckend zu sehen. Zunächst dauert es ein paar Tage, bis alle „aufgetaut“ sind und man soweit ist, dass man alle kennt und sich vertrauen kann. Rückblickend wäre sehr schön, wenn das Projekt zwei Wochen andauern würde oder mindestens zehn Tage, um die sich aufbauende Gemeinschaft nicht gleich wieder auseinanderreißen zu müssen.

Für mich war es eine wunderbare Erfahrung. Ich staune noch immer darüber, wie vertraut ich mich mit den Europäern fühle und wie zugänglich die europäischen Jugendlichen sind. Ich denke, dass wir alle offener und freier sind, wenn wir nicht betonen, wir seien „deutsch“, sondern wir sind Europäer! Wenn man sich das zu Herzen nimmt, wird das Denken flexibler, das Reden reflektierter und das Handeln umsichtiger – kurz: Da eröffnet sich ein unvorstellbarer Horizont für das Leben. Aus diesem kann man so unglaublich viel schöpfen. Für uns alle steht diese Quelle offen. Europa ist großartig und so vielfältig – öffne Dich und lass Europa deine Perspektive verändern!

Dorothea Korndörfer, Jg 1


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