Eine Gruppe von 6 Lehrer/innen des Evangelischen Heidehof-Gymnasiums hat in den Ferien unsere Partnerschule „Mon-Devoir“ in Togo besucht. Neugierig geworden durch die inzwischen regelmäßigen Reisen der Schüler/innen sollte nun auch auf Lehrerebene Kontakt geknüpft werden. Wie würde Schule in einem afrikanischen Slum sein? Verbessert das Bildungsangebot von „Mon-Devoir“ die Zukunftsperspektiven der Schüler/innen? Wie bewältigen die dortigen Lehrer/innen ihre Arbeit, wie können wir sie unterstützen und wo können wir von ihren Erfahrungen profitieren? Wie würde die Verständigung in der Fremdsprache funktionieren? … unendlich viele Fragen waren im Gepäck.
Im Gepäck war aber auch viel Unterrichtsmaterial, von dem wir wussten, dass es dort fehlt:
Experimente für den Unterricht in den Naturwissenschaften, Wörterbücher, Landkarten, Material für Geometrie, eine Dokumentenkamera, Kreide, Unmengen Papier, 40 Malkästen für den Kunstunterricht, Druckerkartuschen und Sportkleidung, Schulranzen, Federmäppchen für die Schüler/innen. Viele Geschenke kamen auch von Kindern unserer Unterstufenklassen.
Bei einer ersten Begegnung wurden wir herzlich empfangen und durch die Klassen geführt, die uns mit Liedern begrüßten. Auf den Tafeln der Klassenzimmer war zu sehen, dass die Anwesenheit aller Schüler/innen auch analog dokumentiert werden kann. Eine praktische Alternative zu unserem digitalen Klassenbuch.

Im Anschluss durften wir Unterrichtsstunden besuchen und in einigen Klassen auch selbst unterrichten. Mit einer 6. Klasse wurde ein Heißluftballon konstruiert und gleich auf der Straße vor der Schule in die Luft gelassen.

In Togo gibt es kein Schulfach „Bildende Kunst“ und demzufolge auch keine Lehrer/innen, die dieses Fach unterrichten. Welche Fähigkeiten dort aber schlummern, war an den beeindruckenden Tafelbildern zu sehen. Das Kollegium von „Mon-Devoir“ plant, zum nächsten Schuljahr neue Arbeitsgemeinschaften in den Fächern Kunst, Musik und Sport einzurichten. Für erste Erfahrungen in diesen Bereichen hatte Herr Lang umfangreiches Material mitgebracht, das gleich mit einer 5. Klasse ausprobiert wurde und für große Begeisterung auf Schüler- und Lehrerseite sorgte.

(Siehe dazu den ausführlichen ->Bericht von Herrn Lang.)

Wie sie die Begegnung mit der Schule in Togo erlebte, schildert hier Frau Averkamp:

„Die Reise mit den Kollegen war für mich die erste Reise an ein außereuropäisches Ziel. Daher konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, was uns dort erwarten würde. Bereits auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel begannen die vielen neuen Eindrücke. Da fuhren ganze Familien mit drei Kindern auf einem Motorrad, zwischen zwei Fahrzeugen war immer noch Platz für ein drittes, auf einem Motorrad lässt sich nahezu alles transportieren, die Verkehrsteilnehmer hatten ihre eigenen Regeln. Die erste heißt wohl: beobachte alle, reagiere flexibel und hupe, wenn es für andere gefährlich werden könnte. Eine Hauptstraße die geteert ist, wo aber bei den Querstraßen der Belag nach wenigen Metern aufhört und in Sandpisten wechselt.

Ich war sehr gespannt, was mich in Zongo erwarten würde. Da ich niemals in einem Slum war, konnte ich nicht abschätzen, wie es sein würde und wie ich damit umgehen könnte. Die vielen Kinder von Mon Devoir, die uns bei unserer Ankunft in der Pause freundlich begrüßten und mit Handschlag willkommen hießen, waren ein erster sehr positiver Eindruck.

Dem folgten viele weitere. So hatte ich mir den Müll und den daraus resultierenden Geruch deutlich extremer vorgestellt. Auch haben die Menschen nicht den Eindruck gemacht, als würden sie unter ihrer Armut leiden. Vieles war anders als in Deutschland, aber deshalb nicht unbedingt schlechter. Meine Sorge, dass wir als die Deutschen nach Zongo kommen, die meinen zu wissen, wie man die Dinge richtig macht – oder zumindest als solche angesehen werden – war unbegründet. Ich habe die Begegnung als eine auf Augenhöhe erlebt und selbst sehr davon profitiert. Ich durfte an vier Unterrichtsstunden in Mathematik und Physik im Lycée teilnehmen, was mich sehr bereichert und überrascht hat. So begegneten mir dort Inhalte, auf die ich zuletzt im Studium gestoßen war. Auch methodisch habe ich das Wiederholen lassen durch die ganze Klasse gemeinsam mit nach Deutschland genommen und direkt mit meiner Klasse ausprobiert. Die Tafelbilder waren beeindruckend.

Ebenso die Schrift der Schülerinnen und Schüler. Mir ist kein Heftaufschrieb begegnet, den ich nicht auf Anhieb lesen konnte. Das ist in unserem Gymnasium anders.
Beeindruckt hat mich auch die Offenheit und Herzlichkeit der Kollegen. Zusammen mit den Physikkollegen haben wir die Physikkoffer geöffnet und erkundet. Mangels Übersetzer war die Kommunikation mit meinem bruchstückhaften Französisch schwierig. Aber die Kollegen waren sehr offen. Ich habe die Versuche gezeigt und sie haben miteinander versucht, zu übersetzen, was ich sagen wollte. Ihre Geduld dabei war übermäßig, die Freude, wenn wir uns verstanden haben, sehr groß. Nun müssen sie die Skripte des Experimentenkoffers noch ins Französische übersetzen lassen. Telefonnummern und E-Mail Adressen wurden ausgetauscht und machen einen weiteren Kontakt möglich.

Der Ausflug ins Landesinnere nach Kpalimé war eine Exkursion in die Natur mit einheimischem Führer. Zu sehen, wie reich das Land an Früchten ist, war wunderbar. Das Geschmackserlebnis, frischen Pfeffer vom Strauch zu probieren und das frische Obst ist für mich etwas ganz besonderes gewesen und macht dasselbe Obst in Deutschland wohl auf längere Zeit unattraktiv.

Insgesamt waren die Tage für mich ein Erlebnis, das mir wieder einmal gezeigt hat, dass wir in Deutschland gut leben, vieles seinen Reiz hat, aber man auch völlig anders leben kann – und das auch gut. Ich könnte mir gut vorstellen, mal eine längere Zeit in Togo zu verbringen. Es tut gut, zu merken, dass viele Dinge nicht so wesentlich sind. Dass man auch gut leben kann, wenn man nicht weiß, ob das Wasser aus dem Hahn kommt oder nicht, ob die Klimaanlage funktioniert oder wegen Stromausfall nicht. Und dann nach Hause zu kommen und sich über eine halbvoll gelaufene warme Badewanne zu freuen …“
Astrid Averkamp

Nach 3 Schultagen, an denen Kontakte geknüpft und Möglichkeiten für eine intensivere Kooperation besprochen wurden, wollte die Gruppe noch etwas von der Natur des Landes sehen und machte sich auf den Weg in das 100 km nördlich gelegene Kpalimé, den Hauptort einer von Landwirtschaft und Regenwald geprägten Gegend. Hier erlebten wir die üppige tropische Vegetation, lernten die Kenntnisse der Bevölkerung über die vielfältigen medizinischen Verwendungsmöglichkeiten von Pflanzen kennen und konnten nacherleben, welche Erfahrungen unsere Schüler/innen bei ihren Begegnungsreisen gemeinsam mit den gleichaltrigen aus Lomé machen.

Zurück in Lomé besuchten wir den Kindergarten, für den gerade ein neues Gebäude gebaut wird, damit auch für die Kleinsten Platz zum Spielen und Lernen ist. Hier werden die wichtigsten Grundlagen für die Schulzeit gelegt. Viele Kinder lernen erst hier die französische Amtssprache des Landes.

Nach einem Abschlussabend mit dem gesamten Kollegium von „Mon-Devoir“ konnten wir am letzten Tag Gäste beim internationalen Marathonlauf sein, der in Agoè-Zongo zugunsten der Schule veranstaltet wurde. Startpunkt und Zieleinlauf war das Tor der Schule. Über 70 Läufer/innen aus 12 Ländern nahmen teil. Schülerstaffeln der umliegenden Schulen waren ebenfalls beteiligt. Siegreich waren die Teilnehmer/innen aus Ghana, die europäischen Läufer/innen landeten im tropischen Klima auf den hinteren Plätzen.

Die Reise nach Togo hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig Schulbildung für Kinder in einem der ärmsten Länder der Erde ist und wie sehr die Unterstützung aus Deutschland gebraucht wird. Mehr als 50 Mitglieder aus dem Umkreis unserer Schule hat der Freiburger Trägerverein „Mon-Devoir e.V.“ inzwischen. Mitglieder, die sich überzeugen konnten, dass ihr Engagement dort gebraucht wird, dass jeder Cent ankommt.

Bereits zum 2. Mal werden Schüler/innen unserer Schule nach dem Abitur nach Togo reisen, um dort einen freiwilligen Entwicklungsdienst bei „Mon Devoir“ zu leisten.

Die nächste Begegnungsreise für Schüler/innen der Klasse 12 wird im Herbst stattfinden.

Joachim Wendebourg

Diakonie einüben Leistungsfähigkeit fördern Innovationen angehen ganztags betreuen Christsein erfahren Offenheit zeigen Gemeinschaft erleben ganzheitlich lernen Verantwortung übernehmen