Heidehofschüler auf  Afrika-Exkursion? Was so unglaubhaft und abwegig klingt, wurde nun schon wiederholt Wirklichkeit. Musiklehrer Joachim Wendebourg, in der Begrüßung durch Schulleiter Berthold Lannert als „Motor des Austauschs“ bezeichnet, hat die Kontakte dankenswerterweise geknüpft und sorgt seither regelmäßig für Reisen zu der Schule „Mon Devoir“ in  Lomé/ Togo, ob nun mit Lehrerkollegen oder mit Schülern, oder beidem.

An Togo-Abend in der Aula des Evangelischen Heidehof-Gymnasiums am 17. 01. 2018 konnte man die Erfahrungen aus erster Hand hören, in Form von Reiseberichten und einer von  Frau Rueß moderierten Podiumsdiskussion zu den Eindrücken der Schüler der Jg2, die Lomé für zwei Wochen im November besuchten. Zu Beginn  lieferte J. Wendebourg einige nachdenklich stimmende vergleichende Informationen. So erfuhr man zum Beispiel, dass Lomé, die Hauptstadt Togos, in etwa die Größe von Hamburg habe, der Jahresetat des Landes Togo (50 km x 600 km) aber mit 4,5 Mrd € geringer sei, als der der Stadt Stuttgart mit 6,7 Mrd €.

Die Schule „Mon Devoir“ (deutsch: Meine Aufgabe) befindet sich in Zongo, einem der ärmsten Stadtteile Lomés, einem Slum. Müll liegt überall in der Gegend herum, da es keine geregelte Müllentsorgung gibt, ebenso wenig gibt es Straßennamen, Adressen oder nächtliche Straßenbeleuchtungen. Die Menschen leben sehr einfach, doch sieht man auf Bildern freundliche, lachende Gesichter und meist sehr farbenfroh gekleidete Menschen. Auch die berichtenden Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 2, die dort waren, trugen Kleider aus togolesischen Stoffen, die vor Ort für sie genäht wurden. Untergebracht waren sie in einem Hotel in einem anderen Stadtteil. Neben der Schule besuchten sie auch andere Orte, zum Beispiel das klimatisch angenehmere Kpalimé, über holprige Straßen auch ländlichere Gegenden, in denen ein afrikanischer Führer Wege durch den „Urwald“ fand, die den Heidehofschülern ohne ihn nicht aufgefallen wären. Ein Fledermaustal war ein Ziel, auch das Pflücken von Ananas ein Erlebnis.

Togo war einst eine deutsche, dann französische Kolonie, seit 1960 ist es unabhängig, die Amtssprache ist Französisch, doch sprechen viele Einwohner nur Ewe. Kennt man nur das deutsche Schulfranzösisch, ist die dortige französische Aussprache nicht leicht zu verstehen, wie man an Tonbandinterviews, die am Togo-Abend zu hören waren, bemerken konnte. Die Schule „Mon Devoir“ ist ein Backsteinbau-gewordener unumstößlicher Lichtblick im armen Stadtviertel, wer dort einen Platz bekommt, hat es gut erwischt, da die Schule mit Mitteln des gleichnamigen Freiburger Vereins aufgebaut und finanziert wird – im Gegensatz zu den mit togolesischen Mitteln finanzierten Schulen. Trotzdem ist der Unterricht, der weitgehend lehrerzentrierter Frontalunterricht sei, ein Kontrast  zu deutschen Verhältnissen: Während bei uns Klassen über 31 Schüler in der Regel geteilt werden, sind die Klassen an staatlichen Schulen dort rund 90 Personen groß, auf 900 Schüler kommen 10 Lehrer! In der Schule „Mon Devoir“ liegt die Obergrenze bei „nur“ 40 Schülern pro Klasse. Inzwischen steht den Schülern dort eine Grundschule und ein Gymnasium zur Verfügung. Allerdings sehe die Zukunft der Schulabsolventen von „Mon Devoir“ nicht gut aus: Auch mit Abschluss, sogar mit Studienabschluss gebe es kaum Berufschancen, da es einfach kaum Arbeitsplätze gebe, wie man aus der Podiumsdiskussion erfuhr.

Geografielehrer Heiner Roser, der ebenfalls dort war, verwirklichte ein Kartierungsprojekt des Viertels, das Heidehofschüler und Mon Devoir-Schüler gemeinsam durchführten: Abgepaust von Google-Earth-Bildern entstanden groß kopierte Stadtteilpläne, in die die einheimischen Schüler die ihnen bekannten Orte ihres Viertels einzeichneten.

Der ehemalige Heidehofschüler Moritz Bernhard, der nach seinem Abitur 2017 bis vor kurzem für drei Monate vor Ort war und in der Schule Deutsch unterrichtete, berichtete von seinen Erlebnissen, von geschlossenen Freundschaften und von der Gewissheit, dort irgendwann wieder hinzureisen. Als besonders war ihm in Erinnerung, mit den Togoern an Weihnachten „Oh Tannenbaum“ auf Deutsch eingeübt zu haben.

Jörg Scharpf, der extra aus Freiburg angereiste Vertreter des Vereins „Mon Devoir“, ging auf die unheilvolle und perspektivlose wirtschaftliche Situation Togos ein, die er mit einem Beispiel illustrierte: Beim Rohstoffexport gebe es keinen Gewinn für Togo, so würden Baumwollballen für Jeansstoff für umgerechnet 50,- € in den Export gebracht, für 500,- € weiter verkauft – der Gewinn käme nie zum togoischen Produzenten.

Abschließend konnte man zu Livemusik eine Ausstellung mit vor Ort entstandenen Unterrichtsergebnissen anschauen.

Besucht wurde der Abend neben Eltern und Schülern auch von einigen neugierigen Lehrerinnen und Lehrern, die sich in den Faschingsferien, ausgerüstet mit Moskitonetz und vielen neuen Impfungen auf den weiten Weg nach Togo machen, Joachim Wendebourg hat es wieder organisiert.

Christian Lang


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